Ein Beitrag meiner besten Freundin
Hallo, ihr kennt mich eigentlich schon aus den Erzählungen von Nadine, dennoch möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Sarah. Sozusagen die Dritte im Bunde.
Als Nadine mich fragte ob ich mir vorstellen könne einen Beitrag zu ihrem Blog zu schreiben, da ging es bei mir gar nicht um die Frage des „ob“, sondern um die Frage des „und welche dieser vielen eindrucksvollen Erinnerungen soll ich nur aussuchen?“
Nun ja, ich bin fündig geworden.
Sibirien im Winter 2015, wir befinden uns am Ende unserer Reise. Was nun folgt ist der deutlich entspanntere Teil. Nachdem wir 8 Tage bei Vater Baikal verbringen durften, irgendetwas zwischen Überlebenstraining und Wintermärchen, erwarten uns nun 3 volle Tage bei molligen 38 Grad in der Transsib. Auf dem Weg von Irkutsk nach Wladiwostok beschäftigt uns vor allem eine Frage: „Und was gibt’s heute zu essen?“
Dieser nicht zu unterschätzenden Herausforderung sollte man sich bereits vor der heimeligen Einrichtung des eigenen Zugabteils ausreichend widmen. Und so führte uns unser Weg zunächst in die große Markthalle von Irkutsk.
Erstmal eine große Tasche kaufen. Ob 50 l Fassung ausreichen? Nun, wir gehen erstmal shoppen. Das macht hier ganz besonders Spaß: Einfach drauf zeigen – auf die Karotten, an denen noch die feuchte Erde klebt, auf die Eier, die mit ihren Federn geschmückt sind. Doch was sehen wir da hinter der Kühltheke? Kleine Teigröllchen, liebevoll zusammengrollt? Moment, sind das nicht Pfannkuchen! Diese super leckere Versuchung, die wir uns meistens nur zu ganz besonderen Anlässen daheim in der heimischen Küche zubereiten, genau diese Leckerei könnten wir mit uns tragen? Pfannkuchen im Nirgendwo? Das erscheint uns in diesem Moment, bei ungefähr – 30 Grad Außentemperatur – als das einzig schöne Puzzleteil zum Abschluss unserer Reise. Und so zeigen wir, geübt, auf diese verheißungsvollen Pfannkuchen, gemacht in einer heimischen sibirischen Küche. Bitte einpacken, so viele wie möglich.
Ein kurzer Check in die Einkaufstasche. Nutella ist drin. Ob das Nutella denn für alle Pfannkuchen reichen wird?
Vollgepackt wie wir sind können wir es kaum erwarten uns die nächsten Tage nur mit einem Gedanken zu beschäftigen: „Frühstück, Mittagessen, Abendessen, und können wir noch einen Vormittag- und Nachmittags-Snack einfügen?“
Nun also Tag 2 von 3 in der Transsib. Die Vorfreude auf die Pfannkuchen lässt sich kaum noch aushalten. Immerhin wissen wir schon deutlich mehr als 24 h, dass diese kleinen Teigrouladen neben uns auf der Pritsche liegen. Unangetastet. Wir sind wirklich tapfer, aber heute müssen sie dran glauben. Nein, dürfen sie dran glauben. Gleich zum Frühstück. Ich decke den Frühstückstisch in unserer kleinen gemütlichen Koje. Nadine gießt ausreichend „Milchmädchen“ in unsere Kaffeetassen und Joe schneidet die Wurst. Dabei muss ich unweigerlich die Nase rümpfen, aber nun gut, als Vegetarier hat man es in Russland nicht leicht.
Ich nehme das große Knäuel aus der Tasche, lege Nadine, Joe und mir einen Pfannkuchen auf den Teller und erkläre das schmackhafte Buffet für eröffnet.

Doch was ist das? Der zur Aufnahme von massenhaft Nutella sorgsam ausgerollte und präparierte Pfannkuchen ist nicht etwa unbefleckt. Nein, da ist was drin. Er ist gefüllt. Und es sieht nicht nur danach aus, es ist Hackfleisch. Nadine und Joe wissen sofort: Notfall! Messer und Gabel bei Seite legen. Weltuntergang für Frau Vegetarierin. Sie sollten Recht behalten.
Joes Versuche den fleischigen Ballast abzukratzen sind zwar lieb gemeint, doch, was soll ich sagen? Es waren eben Pfannkuchen russischer Art – mit Hackfleischfüllung.
So ist das in Sibirien.