Ankunft in Baikalskoe
Die zweite Nacht im Zug ist vorbei. Wir erreichen die Endstation der Baikal-Amur-Magistrale: Severobaikalsk. Von dort führt uns unser erster Weg direkt in das Einkaufszentrum, denn es gilt noch so einige Einkäufe zu erledigen. Ganz wichtig dabei…. ein Eimer für die Nacht. Das Plumpsklo draußen ist zwar Tagsüber okay, jedoch wird es in der Nacht zugegebenermaßen etwas unangenehm. Nachdem alle Einkäufe erledigt sind geht es endlich los Richtung zu unserem „Dörfli“ Baikalskoe.
Gerne darf jetzt Google Maps aktiviert werden, bringt allerdings nichts, denn hier ist Google noch nicht zum Kartographieren vorbeigekommen. Um der Verwirrung ein Ende zu bereiten: Baikalskoe liegt ca. 25 Kilometer südlich von Severobaikalsk. Die Taxifahrt dorthin dauert ca. eine halbe Stunde und kostet umgerechnet etwa 15 Euro. Dort angekommen fahren wir zu Nina, unserer Vermieterin.
Große Wiedersehensfreude, denn bereits im Winter 2017 habe ich alleine 6 Wochen im Dorf verbracht und schon damals war Sie mit Ihre Familie meine Vermieterin, Ansprechpartnerin und Mutter. Einfach alles in einem.
Wir bekommen dass gleiche Haus in dem ich auch damals schon gewohnt habe. Fast alles ist noch so wie ich es in Erinnerung habe. Lediglich zwei kleine zivilisatorische Fortschritte gibt es nun im Haus. Einen richtigen Herd mit Backofen und eine Warmwassertherme. Ich bin begeistert.
Der Ofen wurde für uns bereits befeuert,
frisches Feuerholz liegt bereit und die beiden großen Milchkannen sind mit Trinkwasser für die kommenden Tage gefüllt. Sofort werden wir am ersten Abend in die Banja mit anschließendem Abendessen bei Nina eingeladen. Diese Einladung nehmen wir sehr gerne an. Gegen 17:00 Uhr machen wir uns bewaffnet mit Handtüchern, Waschlappen und Schwamm auf den Weg zu Nina. Als wir ankommen werden wir direkt in die warme Banja gegenüber dem Haus gescheucht. An dieser Stelle möchte ich unbedingt noch ein kleines Missverständnis aus dem Weg räumen: Wir in Deutschland denken, die Russen gehen in die Banja so wie wir in die Sauna gehen, nämlich zur Entspannung, um zu relaxen oder abzuschalten. Dem ist mitnichten so. Hier in Sibirien hat die Banja wesentlich existenziellere Gründe. Man geht in die Banja um sich zu waschen, die Kinder zu baden und um dieWäsche zu reinigen. Denn es ist der Ort an dem es warm ist und es heißes Wasser gibt. Die Holzhäuser Sibiriens haben keine Wasserleitung. Weder warm noch kalt. Wie auch, bei acht Monaten Winter. Das kalte Trinkwasser wird am Brunnen im Dorf in Kannen abgefüllt und dann zu Hause auf dem Ofen erhitzt.
Wir beide waschen und schrubben uns ausgiebig im warmen Sud der Banja. Waschen uns die Haare, indem wir uns gegenseitig Schüsseln voll warmen Wasser über den Kopf gießen. Herrlich. Nach einem ausgiebigen Abendessen mit reichlich Wodka stellen wir zufrieden in unserem Haus fest: SAUBER, SATT, GLÜCKLICH!