Wie ein Ofen funktioniert
Nach ein paar Tagen hatte ich die Systematik wie mein Holzofen funktioniert endlich verstanden:
Zuerst muss der Luftschieber ganz geöffnet werden. Danach wird der Ofen mit Holz beladen. Dabei ist darauf zu achten das ein paar kleinere Holzstücke bis nach vorne reichen und somit eine Überleitung zu den Stücken im hinteren Teil bilden. Von Nina habe ich ein spezielles Stück Holz erhalten, welches ausschließlich zum Anzünden verwendet wird. Daraus stelle ich mit dem Küchenmesser kleine Holzspäne her. Zusammen mit zwei Seiten trockenem Zeitungspapier kommen diese Stücke direkt unter das Holz. Anzünden, fertig. Sobald das Feuer lodert schließe ich die Ofenklappe. Nach kurzer Zeit kann nun der Luftschieber Stück für Stück geschlossen werden, so dass dem Feuer nach und nach die Luft entzogen wird und die eigentlich wärmende Holzkohle im Ofen übrig bleibt.
Zur Sicherheit habe ich mit einem Stück Pflaster eine Markierung am Luftschieber angebracht, um keinesfalls weiter zuzuschieben als bis zu dieser Stelle. Denn nur wenn wirklich gar keine rote Glut mehr im Ofen zu sehen ist, darf dieser Eisenschieber komplett geschlossen werden. Erstickungsgefahr durch Kohlenmonoxid. Wir hatten das Thema ja bereits.
Ich heize den Ofen zwei Mal pro Tag, so wurde es mir erklärt. Morgens nach dem Aufstehen und nochmal abends vor dem Schlafen gehen. Alles in allem hält die Ofenwärme jeweils 12 Stunden. Nina kommt inzwischen nur noch alle 3 Tage vorbei, schaut nach dem rechten und ich freue mich jedes Mal wenn Sie mit dem Daumen nach oben bekundet; TI BLO (warm) im Haus.
Eines jedoch gibt mir nach wie vor Rätsel auf. Ich bewundere immer wieder diese wunderschönen weißen Öfen in den Häusern. Wie auch bei mir sind diese meist mitten im Raum platziert und Prunkstück einer jeden noch so kleinen Hütte. Man sieht diesen Öfen an, dass sie gehegt und gepflegt werden. Sie sind weiß gestrichen und nirgendwo sind Anzeichen von Rußflecken oder Rußablagerungen zu finden. Bei mir sieht das nach drei Wochen bereits anders aus. An manchen Stellen bröckelt der weiße Putz ab, unter dem Luftschieber liegt Ruß und auch an Teilen der Wände kann ich aufgrund meiner anfänglichen Schwierigkeiten große Rußflecken sehen. Wie funktioniert das und warum sieht nur mein Ofen so mitgenommen aus. Wahrscheinlich mache ich beim Heizen doch noch irgendetwas falsch.
Für heute hat sich Nina zum Putzen angekündigt. Es ist mir etwas peinlich nur dumm rum zu stehen während sie den Boden schrubbt und das Bett neu bezieht. Hilfe will Sie aber auf gar keinen Fall annehmen. Ich werde stattdessen von einer Ecke in die bereits saubere Ecke gescheucht.
Nachdem alle Hausarbeiten beendet sind kommt Nina plötzlich mit zwei Eimern weißer Farbe, Pinsel und Zeitungspapier bewaffnet durch die Tür. Ich bin gespannt. Was nun folgt ist ein astreines Leerstück russischer Pragmatik. Sie breitet die Zeitungen rund um den Ofen aus und streicht zu meiner Verwunderung IM LAUFENDEN BETRIEB alle Seiten des Ofens mit frischer weißer Farbe. An den Stellen wo der Putz bereits abgebröckelt ist wird einfach dreimal so viel aufgetragen und siehe da, nach einer Stunde sieht auch mein Ofen wieder aus wie neu.